"Literarische Blüten" in der Astronomie

Der Mond zwischen Wissenschaft und Dichtung

Der Mond treibt nicht nur Dichter und Schriftsteller zu literarischen Höchstleistungen, sondern auch Vertreter der Naturwissenschaften wie etwa nun geschehen bei zwei niederländischen Wissenschaftlern: der Physiker Rob de Meijer und der Petrologe Wim van Westrenen haben eine Theorie zur Entstehung unseres Erdtrabanten wiederbelebt und meinen, der Mond sei gar kein Fusionsprodukt infolge einer Kollision, sondern schlicht eine „planetare Knospe der Erde“.

Bei solch eleganten literarischen Blüten müssen selbst "anerkannte Mond-Poeten“ wie Grillparzer, Goethe, Herder und Heine vor Neid erblassen! :-)

An der Bibliotheke einen erlesenen Wein trinken

Wortartistik vom Feinsten! 

2 Schreibende begegnen einander. Zwei hoffnungsvolle Romantiker, allerdings ein bisschen kriminell. Warum? Sie trinken an der Bibliotheke einen erlesenen Wein aus dem Stiftskeller, werden buchstäblich immer dichter und dichter, weil sie sich diesem verschrieben haben, verlassen dann die Lesbar und nehmen alle Blöcke des Kellners mit. Dieser machte einen Satz und ruft ihnen nach: „Hey, gebt mir mein Paper back! Ich ruf Zeichen, dann kommt die Polizei, das geb ich euch schriftlich. Die kommt mit der Kugel, Schreiber und nimmt euch in Klammern!“ Das gibt Schreibereien, klar, wer lässt sich schon gern papierln? Die Blattlausbuben kommen zurück und überschreiben dem Ober seine Schriftstücke. Ich komme gleich zum Punkt: Der Diebstahl wird trotzdem verbucht und blättert die beiden ganz schön auf. 

Vielen Dank an Doris, die mir diese wortartistischen Grüße geschickt hat!

Starke Verben adieu?

zwitschern – tschurr zwi – zwigetschurn 

In neuhochdeutscher Zeit bleibt die Gruppe der starken Verben nicht nur unproduktiv – sie geht sogar zurück. So ist zu beobachten, dass ehemals starke Verben in die Klasse der schwachen Verben oder Mischverben übergehen (z.B. backen: backte für buk; saugen: saugte für sog; fragen: fragte für frug; melken: melkte für molk). Es besteht aber kein Grund zur Sorge, dass die starken Verben ganz verschwinden könnten, da sie zentrale Bereiche unseres Wortschatzes abdecken. Und nicht zuletzt wacht auch die „Gesellschaft zur Stärkung der Verben“ über ihren Bestand. 

Die Gesellschaft zur Stärkung der Verben Die Gesellschaft zur Stärkung der Verben versteht sich als „Anlaufstelle für schwache und geknochtene Verben aller Sprachen“ und stellt einen humorvollen Versuch dar, neue unregelmäßige Verben einzuführen. Der Kern ihrer Arbeit besteht darin, regelmäßige Verben kreativ zu stärken, wie die folgenden Beispiele demonstrieren sollen. 

Infinitiv – Präteritum – Partizip 
arbeiten – bitt ar – argebitten

baden – bud – gebaden

bügeln – bulg – gebulgen

donnern – durnn – gedurnnen

erklären – erklur – erkluren

hindern – harnd – gehornden

lächeln – lielch – gelilchen

melden – mald – gemolden

nähen – nand – genanden

nützen – nuß – genussen

parken – purk – gepurken

quasseln – quolß – gequolßen

tanzen – tunz - getunzen

umzingeln – umzalng – umzolngen

zwitschern – tschurr zwi – zwigetschurn
 

Tipps:
Werner  König: „dtv-Atlas Deutsche Sprache“;
Helmut Glück/Wolfgang Sauer: „Gegenwartsdeutsch“;

http://verben.texttheater.de

 

Faszinierende rhetorische Figuren

„Ich heiße Barbara und Sie herzlich im Wunderland Deutsch willkommen.“ 

„Erst ging ihm das Schuhband und dann ein Licht auf.“ – „Der König sagte: ‚Entweder schlage ich dir diesen Wunsch oder gleich deinen Kopf ab.‘“ – „Ich brachte mein Gepäck ins Abteil und mein Erstaunen zum Ausdruck.“ – „Zuerst schlug er ihm ins Gesicht und dann den falschen Weg ein.“ 

Zeugmata im traditionellen und modernen Sinn 

Das sind Zeugmata (griech. zeugma = „Joch“, „das Zusammengespannte“) und somit faszinierende rhetorische Figuren. Im traditionellen Sinn verwendet man die Wortfigur so, dass das gemeinsame Verb in Satzverbindungen nur einmal gesetzt wird (z. B. „Die Begierde besiegte die Scham, die Verwegenheit die Furcht, der Wahnwitz die Vernunft.“).

Moderne Zeugmata haben eine leichte Wandlung durchgemacht: sie sind unlogische, oft sprachwidrige Verbindungen von zwei oder mehreren Ausdrücken durch Einsparung eines logisch notwendigen Satzgliedes (meist eines Verbs). Idealer Ausgangspunkt für ein Zeugma ist ein mehrdeutiges Verb, das in den verschiedenen Ausdrücken, die man verknüpfen möchte, unterschiedliche Bedeutungen hat. Meist enthält die rhetorische Figur zwei Substantive, die auf ironische oder satirische Weise durch ein Verb verbunden sind, das in einem Fall konkrete und im anderen Fall übertragene Bedeutung hat.  

Anleitung zum Erstellen eines Zeugmas 

  1. Man überlege sich ein Verb, das entweder alleine oder in zusammengesetzten Verben auftreten kann (z.B. „heißen“/„willkommen heißen“); oder ein Verb, das mit verschiedenen trennbaren Vorsilben auftritt (z.B. „losgehen“, „heimgehen“ …); oder ein Verb, das unterschiedliche Bedeutungen hat (z.B. „aufgehen“: Schuhband, Licht).
  2. Man finde mindestens zwei passende Substantive für das Verb.
  3. Man formuliere einen Satz und achte darauf, das Verb nur einmal zu setzen.
  4. Man stelle das so entstandene Zeugma im Wunderland Deutsch online, damit sich auch andere an der Sprachspielerei erfreuen können.  

 

Weitere Beispiele für Zeugmata 

  • „Ich fror vor mich hin, denn nicht nur meine Mutter, auch der Ofen war ausgegangen.“ (H. Erhardt)
  • „Ich habe Pappbecher und den Nachmittag frei.“ (U. Eco)
  • „Er hob den Blick und ein Bein gen Himmel.“ (L. Sterne)
  • „Ich gehe aus, Baptist! Vor allem davon, dass Sie mir auf meine Talerchen achten!“ (Dagobert Duck)

 

Von Iso- und Pangrammen

„Fix Schwyz!“ und Heizölrückstoßabdämpfung 

Ein Pangramm ist ein Satz, der jeden Buchstaben des Alphabets enthält, wobei echte Pangramme jeden Buchstaben genau einmal enthalten. Mit lateinischen Buchstaben funktioniert das jedoch nicht und man muss die Buchstaben zum Teil doppelt verwenden. Ein berühmtes deutsches Pangramm ist „Franz jagt im komplett verwahrlosten Taxi quer durch Bayern“. Da dieses Pangramm aber keine Umlaute und das scharfe ß nicht berücksichtigt, bietet „Zwölf Boxkämpfer jagen Viktor quer über den großen Sylter Deich“ eine Alternative. 

Weitere Pangramme 

  • „Sylvia wagt quick den Jux bei Pforzheim.“
  • „Polyfon zwitschernd aßen Mäxchens Vögel Rüben, Joghurt und Quark.“
  • „‘Fix Schwyz!‘, quäkt Jürgen blöd vom Paß.“

Isogramme 

Isogramme dagegen bezeichnen ein Wort, in dem alle verwendeten Buchstaben gleich oft vorkommen. Das Phantasie-Isogramm „Heizölrückstoßabdämpfung“ mit 24 Buchstaben ist wohl das längste seiner Art. Das längste deutsche Isogramm, das tatsächlich verwendet wird und im Duden steht, ist „Dialektforschung“ (16 Buchstaben), gefolgt von „unproblematisch“, „Zwischenprodukt“, „Bildungsprojekt“ und „Komplizenschaft“.

 

Der Junge, die Rübe und das Mädchen

Probleme mit dem Artikel 

Letzthin wurde ich erbost gefragt: „Sag mal, wieso heißt es eigentlich der Junge, aber das Mädchen? Da passt doch was nicht!“ Es ist richtig: Da passt was nicht und zwar stimmt das natürliche Geschlecht nicht mit dem grammatischen überein. Es gibt eine etymologische Erklärung dafür (aber „fairer“ wird es dadurch nicht): „Mädchen“ entstammt dem Diminutiv (= Verkleinerungsform eines Substantivs) von „Magd“ (im Ausdruck „Mädchen für alles“ ist diese Herkunft noch bemerkbar). Diminutive haben generell sächliche Artikel (das ist eine der wenigen Fixen Regeln im deutschen Genussystem) und somit heißt es auch das Mädchen.  

Mark Twain, der immer für ein erfrischendes Zitat gut ist, wenn es um Besonderheiten der deutschen Sprache geht, sieht die Spitzfindig- und Ungerechtigkeiten unseres Genussystems folgendermaßen: „Jedes Substantiv hat ein Geschlecht und in dessen Verteilung liegt kein Sinn und kein System. […] Im Deutschen hat ein Fräulein kein Geschlecht, während eine weiße Rübe eines hat. Man denke nur, auf welche übertriebene Verehrung der Rübe das deutet und auf welche dickfellige Respektlosigkeit dem Fräulein gegenüber. […] Ich übersetze das aus einer Unterhaltung in einem der besten deutschen Sonntagsschulbücher: Gretchen: ‚Wilhelm, wo ist die Rübe?‘ – Wilhelm: ‚Sie ist in die Küche gekommen.‘ – Gretchen: ‚Wo ist das gebildete und schöne englische Mädchen?‘ – Wilhelm: ‚Es ist in die Oper gegangen.‘“  

(aus: Mark Twain „Die schreckliche deutsche Sprache“)

 

Verben mit unentschlossenen Partnern

Sie trennt sich, sie trennt sich nicht 

Eines der spitzfindigsten Themen der deutschen Grammatik ist jene Gruppe von Verben, die  trennbar und zugleich untrennbar sind. „Umfahren“ ist ein solches Verb und gleich wie die anderen Verben dieser Gruppe verfügt es je nach (Un-)Trennbarkeit über verschiedene Bedeutungen: Wird es untrennbar gebraucht („ich umfahre etwas“) bedeutet es, dass man um etwas außen herumfährt. In der trennbaren Variante („ich fahre etwas um“) bringt man mit seinem Fahrzeug etwas zu Fall. Das ist sprachlich ein kleiner, inhaltlich jedoch ein immenser Unterschied, vor allem wenn man das für die Beispielphrasen gebrauchte „etwas“ durch konkretere Objekte ersetzt. Ein weiteres Beispiel ist „durchschauen“. Die trennbare Variante („Er schaut durch den Spalt.“) wird im konkreten Sinn gebraucht, die untrennbare („Er durchschaut seinen Kollegen.“) im übertragenen Sinn.  

Allgemein gibt es sechs Vorsilben, die sich in Verbindung mit Verben unentschlossen zeigen: durch-, über-, um-, unter-, wider- und wieder-. Bei den trennbaren Formen liegt die Betonung auf der Vorsilbe und die ursprüngliche Bedeutung der Präposition (= Vorsilbe) bleibt weitgehend erhalten (‘untertauchen, ‘umwerfen). Die untrennbaren Varianten verlangen eine Betonung des Verbstamms und werden meist im übertragenen Sinn verwendet (z.B. unter’brechen, unter’suchen).

 

Wie die Blasen eines Ausschlags

Wir trennen, also sind wir!  

Womit kann man jedem Deutschlerner ein gequältes Stöhnen entlocken? Richtig! Mit den trennbaren Verben! Wie zu jeder Besonderheit der deutschen Sprache äußerte sich Mark Twain in seinem Aufsatz „Die schreckliche deutsche Sprache“ auch zu diesem sprachlichen Phänomen: „Die deutsche Grammatik ist übersät von trennbaren Verben wie von den Blasen eines Ausschlags; und je weiter die zwei Teile auseinandergezogen sind, desto zufriedener ist der Urheber des Verbrechens mit seinem Werk.“

Zur Untermauerung bringt er folgendes Zitat: „Da die Koffer nun bereit waren, REISTE er, nachdem er seine Mutter und Schwester geküsst und noch einmal sein angebetetes Gretchen an den Busen gedrückt hatte, die, in schlichten weißen Musselin gekleidet, mit einer einzigen Teerose in den weiten Wellen ihres üppigen braunen Haares, kraftlos die Stufen herab gewankt war, noch bleich von der Angst und Aufregung des vergangenen Abends, aber voller Sehnsucht, ihren armen, schmerzenden Kopf noch einmal an die Brust dessen zu legen, den sie inniger liebte als ihr Leben, AB.“  

Im Dschungel der Vorsilben

Es gibt genaue Regeln darüber, welche Vorsilben trennbar (z.B. ab-, an-, aus-, bei- … abfahren, ankommen, aussteigen, beistehenDer Zug fährt in drei Minuten ab.) und welche untrennbar (z.B. be-, emp-, ent-, er- … befragen, empfinden, entschließen, ertragenDer Polizist befragt den Zeugen.) sind. Daneben gibt es eine Reihe von Verben, deren Vorsilben sowohl trennbar als auch untrennbar sind (z.B. umfahren, durchbrechen usw.). Diese Verbgruppe ist so interessant, dass ihr demnächst ein eigener Artikel hier im Wunderland Deutsch gewidmet werden soll.

„Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“

Kofferwörter im Deutschen 

Michael Ende hat das Prinzip der Kofferwörter mit seinem „Wunschpunsch“ humorvoll übersteigert und mit insgesamt sieben Teilen ad absurdum geführt. Kürzere Kofferwörter, zum Teil schon in den täglichen Sprachgebrauch übergegangen, kommen häufiger vor (z.B. "Motel" (= Motor + Hotel), "Transistor" (= engl. transfer + resistor), "Schlepptop" (= schleppen + Laptop)).

Kofferwörter sind Kunstwörter aus meist zwei Wörtern, die bei ihrer Verschmelzung zu einem inhaltlich neuen Begriff Wortteile tilgen können. Der Begriff „Kofferwort“ stammt aus einem anderen Wunderland, nämlich aus „Alice im Wunderland“. Lewis Carroll verglich darin ein zusammengesetztes Wort mit einem Handkoffer. Demzufolge sammelt man in einem Kofferwort Teile von Wörtern.  

Kofferwörter in Werbung und Medien

Besonders gern arbeiten Werbung, Markennamen und Medien mit Kofferwörtern. So war beispielsweise „Teuro“ 2002 das österreichische Wort des Jahres und setzt sich aus „teuer“ und „Euro“ zusammen. Der allseits bekannte Markenname „Nescafé“ ist ein Kofferwort aus „Nestlé“ und „Café“ und Bildungen wie „Demokratur“ (= Demokratie + Diktatur) oder „Schweißheilige“ (= Schweiß + Eisheilige) entstammen den Medien. Als kreativste Berufssparte in Bezug auf Kofferwörter sind jedoch die Friseure anzuführen: von Haarlekin, Haarley, Haarmonie über Haarlem, Haarem, creHaartiv, 4 Haareszeiten bis HairGott, Hairlich, Hairport oder Hairlights ist alles anzutreffen.

 

Wörter wie alphabetische Prozessionen

Wenn Wörter eine Perspektive aufweisen 

Die deutsche Sprache ist ein fruchtbares Feld für Wortneuschöpfungen. Theoretisch ist es im Deutschen möglich, täglich ein Wort zu erfinden, das noch niemals zuvor jemand verwendet hat. Das ist fantastisch und  eine der augenfälligsten Besonderheiten des Deutschen. Und vor allem ist es den Komposita zu verdanken. 

Komposita sind zusammengesetzte Wörter wie z.B. Schriftzug oder Kinderbuch. Bemerkenswert dabei ist, dass nicht nur zwei Wörter zusammengesetzt werden können, sondern auch drei- und vierteilige Komposita keine Seltenheit darstellen (z.B. Frühlingsknotenblume, Kinderspielplatzwiese).  

Für Muttersprachler stellt das Zusammenfügen von Wörtern zu einem Kompositum kein Problem dar, weil die Notwendigkeit von Fugenlauten oder des implizierten Genitivs automatisch erkannt wird. So heißt es zwar Tagewerk, aber Tageslicht und Nachtlicht. Es hießt Kindergarten, Kindesentführung und Kindsmutter. Im Fremdsprachenerwerb müssen Komposita überwiegend als Ganzes gelernt werden, weil es keine generelle Regel für ihre Bildung gibt. 

Mark Twain – ihm wurde im Wunderland Deutsch bereits ein Artikel gewidmet – hatte wie die meisten Deutschlerner Schwierigkeiten mit dem Prinzip Kompositum. Die Länge der deutschen Wörter stellte für ihn die „seltsamste und merkwürdigste Besonderheit“ des Deutschen dar: Einige deutsche Wörter seien so lang, dass sie eine Perspektive aufweisen. Freundschaftsbezeigungen oder Stadtverordnetenversammlungen seien keine Wörter, sondern „alphabetische Prozessionen“: „Man kann jederzeit eine deutsche Zeitung aufschlagen und sie majestätisch quer über die Seite marschieren sehen.“ 

Das wohl berühmteste Kompositum ist Donaudampfschifffahrtskapitänskajüte samt Variationen. Und ein Videotipp für alle Barbaras: http://video.google.de/videoplay?docid=7984693450997973834

Ein Esel lese nie

Lebensweisheiten, Geschichtsunterricht, Tatsachen: Palindrome   

Palindrome sind Wörter oder Sätze, die sowohl vorwärts als auch rückwärts gelesen werden können. Wortpalindrome sind z.B. „Retter“, „stets“, „Rentner“, „Lagerregal“ oder „Reliefpfeiler“. Namenspalindrome sind z.B. „Anna“, „Hannah“ oder „Otto“.  

Satzpalindrome

Es gibt unglaublich viele Satzpalindrome. Im Folgenden sollen einige besonders kreative und "sinnreiche" Exemplare präsentiert werden.

 

Lebensweisheiten, die den Alltag erleichtern:

  • Lege an eine Brandnarbe nie Naegel.
  • Leg’ in eine so helle Hose nie’n Igel.
  • Reib’ nie ein Bier.
  • Vitaler Nebel mit Sinn ist im Leben relativ.
  • Reit nie tot ein Tier.
  • Sei fein, nie fies!
  • Sei lieb – nebenbei lies!
  • Eine güldne, gute Tugend: Lüge nie!

Historisches, das so manchen Geschichtsunterricht unterhaltsamer machen würde:

  • Nie, Knabe, nie grub Nero neben Orenburg eine Bank ein!
  • Zeus massierte Treiss am Suez.
  • Nie grub Ramses Marburg ein.

Aufforderung an alle Leos, Leonis, Amalias und Regines:

  • Leo, lege nie diese Seide in Egeloel!
  • Leo, spar’ Rapsoel!
  • Leoni, leg Antons Notnagel in Oel!
  • Nie, Amalia, lad’ ’nen Dalai Lama ein!
  • Regine, wette weniger!

Von vorn bis hinten Tatsachen:

  • Erika feuert nur untreue Fakire.
  • Leo hortet Rohoel.
  • Otto sah ’nen Has, Anna. (Ein besonders kreatives Beispiel!)

Und am Ende speziell für Udo Jürgens: O du relativ vitaler Udo!

Da bleibt nur noch eins zu sagen: ”O Genie, der Herr ehre dein Ego!”

  

Tipp: Eine ausführliche Palindromliste findet sich unter http://www. palindrom.de

Deutsch XXL

Eine Größe für sich  

Das Deutsche ist zusammen mit dem Luxemburgischen die einzige Sprache, in der Substantive und nominal gebrauchte Wortarten generell groß geschrieben werden. 

Geschichte der Großschreibung 

Ursprünglich dienten die Großbuchstaben als Mittel, um die äußere Form, das Aussehen des geschriebenen Textes zu gestalten (z.B. Überschriften, Initialen). Seit dem 13. Jahrhundert wurden mit ihrer Hilfe Eigennamen und Amtsbezeichnungen hervorgehoben (König, Kaiser …). Im Barock schließlich brach eine regelrechte Flut von Großbuchstaben los, um Wörter besonders zu betonen. Es gibt beispielsweise kaum einen Druck aus dieser Zeit, in dem das Wort „Gott“ nicht in Großbuchstaben geschrieben ist. Im Laufe der Zeit bildeten sich die heute gebräuchlichen Regeln heraus, an denen die Aufklärung mit ihrer Auffassung, dass das Substantiv das „Hauptwort“ sei und so große Aufmerksamkeit verdiene, nicht unwesentlich beteiligt war.

Diskussion um die Großschreibung

In der Frage, ob die generelle Großschreibung Hilfe oder eine Erschwernis darstellt, scheiden sich die Gemüter. Die einen hätten sie liebend gern im Zuge der Rechtschreibreform von 1996 zu Grabe getragen und empfinden sie als zusätzlichen Ballast im Dschungel der Orthographie, da die Regeln zur Groß- und Kleinschreibung vielfältig und oft auch für Muttersprachler undurchsichtig sind. Die anderen argumentieren mit Untersuchungen, in denen gezeigt werden konnte, dass ein Text mit groß geschriebenen Substantiven schneller lesbar ist und sich für das Querlesen besser eignet. Das Auge kann sich an den markanten Stellen im Text, den Großbuchstaben, festhalten, wodurch das Lesen erleichtert wird. 

 

Die zehn schwierigsten Grammatikthemen

Stolpersteine der deutschen Sprache

Wie schon Mark Twain befand, haben Deutschlerner mit einigen grammatikalischen Strukturen und Phänomenen mehr Probleme als mit anderen. Wo diese Probleme liegen, hängt in erster Linie davon ab, welche Muttersprache der Lerner spricht, welche anderen Sprachen er bereits gelernt hat und mit welcher persönlichen Einstellung er an das Unterfangen „Jetzt lerne ich Deutsch“ herangeht. Die Meinungen darüber, welche Grammatikthemen zu den schwierigsten der deutschen Sprache gehören, gehen weit auseinander: von Adjektivdeklination und Höflichkeitsform  über Funktionsverbgefüge, Imperativ und Genusregeln bis hin zu Groß- und Kleinschreibung und trennbaren Verben.

Eine definitive Liste der zehn schwierigsten Grammatikthemen kann es nicht geben, aber im Folgenden findet sich eine Zusammenstellung, eine „Hitparade“ der am häufigsten als schwierig bewerteten Bereiche der deutschen Sprache.

  1. Genussystem
  2. Wort- und Satzstellung
  3. Verbakkumulationen*
  4. Verben mit Vorsilben, Modalpartikel
  5. Präpositionen, Deklination
  6. Konjunktiv I, II, indirekte Rede
  7. reflexive Verben, Konjugation der starken Verben und Mischverben
  8. Komposita, Adjektivdeklination
  9. Pluralformen, Verwendung von „es“
  10. Passiv, Pronomen**

* Ein Beispiel eines Forumsteilnehmers: „Derjenige, der denjenigen, der den Pfahl, der an der Brücke, die an der Straße, die nach Bremen führt, liegt, steht, umgeworfen hat, anzeigt, erhält eine Belohnung.“

** Zu den Relativpronomen im Genitiv (deren, dessen) meinte ein Forumsteilnehmer, dass diese Konstruktion sogar seinem deutschen Freund zu schwierig sei: „Imagine: a grammatical construct that the German mind finds too complicated!“

Die schreckliche deutsche Sprache?

Die schwierigsten Grammatikthemen - Prolog mit Mark Twain

Es ist wahr, dass die deutsche Sprache nicht zu den einfach zu erlernenden Sprachen zählt. Sie hat durchaus ihre Raffinessen und Stolpersteine und bereitet so manchem Lerner erhebliche Schwierigkeiten. Aber nur selten verleiht jemand dem Ärger über diese Schwierigkeiten so laut und vehement Ausdruck wie Mark Twain in seinem Aufsatz „Die schreckliche deutsche Sprache“, der mit der Erkenntnis endet, dass die "deutsche Sprache sanft und ehrfurchtsvoll zu den toten Sprachen gelegt werden" solle, "denn nur die Toten haben die Zeit, diese Sprache zu lernen". 

Deutsch in 30 Jahren 

Zu diesem Schluss kam er auf Grund seiner philologischen Studien, die ihn davon überzeugten, „dass ein begabter Mann Englisch (ausgenommen Rechtschreibung und Aussprache) in dreißig Stunden lernen kann, Französisch in dreißig Tagen und Deutsch in dreißig Jahren." 

Was Mark Twain am schrecklichsten fand

Im Folgenden findet sich eine Zusammenstellung jener Aspekte der deutschen Sprache, die Mark Twain am schrecklichsten zu sein schienen.

  1. Die Suche nach dem richtigen Kasus (am meisten machte ihm der Dativ zu schaffen) verglich er mit der vergeblichen Suche nach einem Ararat, die im Treibsand endet.
  2. Die deutschen Sätze bezeichnete er als „erhabene und ehrfurchtsgebietende Kuriosität“, hasste ihre Parenthesen, Unterparenthesen, Überparenthesen und Hauptparenthesen und forderte einfache und geradlinige Erzählungen.
  3. Ein besonderes Ärgernis waren ihm die „Verbhäufungen“ am Ende von Sätzen („haben sind gewesen gehabt haben geworden sein“).
  4. Die trennbaren Verben sah er als „Blasen eines Ausschlags“, von denen die deutsche Grammatik übersät sei.
  5. Im deutschen Genussystem erkannte er keinen Sinn und kein System und empfahl eine Reorganisation desselben „entsprechend dem Willen des Schöpfers“.
  6. Zur Adjektivdeklination merkte er folgendes an: „Wenn ein Deutscher ein Adjektiv in die Hände kriegt, dekliniert er es und dekliniert es immer weiter, bis der gesunde Menschenverstand ganz und gar herausdekliniert ist.“
  7. Die Komposita waren ihm ob ihrer schweren Verständlichkeit ein besonderer Dorn im Auge. Er bezeichnete sie als „alphabetische Prozession“ und unterstellte manchen von ihnen so lang zu sein, dass sie eine Perspektive aufweisen.
  8. Den Sinn und das System der Satzklammer konnte er nicht nachvollziehen und forderte, das Verb so weit an den Anfang des Satzes zu schieben, dass es mit bloßem Auge leicht zu erkennen sei.

Literaturtipp: Mark Twain „Die schreckliche deutsche Sprache“

"Es ist, als hätten sie zwei Augen."

"Man schaut sich den Umlaut an, und der Umlaut schaut zurück." (Michael McKean) 

Eine der auffälligsten Besonderheiten der deutschen Sprache ist auf den ersten Blick erkennbar, wenn man einen deutschen Text vor sich hat: es sind die Umlaute ä, ö und ü. Nicht viele Sprachen haben Umlaute in ihrem Alphabet und deshalb haben viele Deutschlernende mit ihrer Aussprache große Probleme. Aber nicht nur die Aussprache macht ihnen zu schaffen: die Umlaute führen mitunter auch zu Bedeutungsunterschieden wie etwa in zahlen – zählen, achten – ächten, fordern - fördern, wurde – würde, drucken - drücken ...

Wie entstand der Umlaut?

Die Umlaute entstanden – bildlich gesprochen – durch den „machtgierigen“ Vokal i (oder den Halbvokal j), der nicht nur seine eigene Silbe, sondern auch die vor ihm stehende Silbe beherrschen oder zumindest beeinflussen wollte: Der selbst helle Vokal i wollte den Vokal der vorausgehenden Silbe sich selbst ähnlich, also heller, machen. Diese „Machtbestrebnisse“ begannen mit der Beeinflussung des Vokals a, später wurden auch die  anderen Vokale umgelautet und im Laufe der Zeit entstanden unsere heutigen Umlaute ä, ö, ü. Im weiteren Verlauf der Sprachentwicklung bildeten sich Umlaute heraus, die nichts mit dem i-Umlaut, sondern mit Analogien zu tun haben.

Beliebtheit im angelsächsischen Raum

Umlaute erfreuen sich im angelsächsischen Raum einiger Beliebtheit. David Bergmann spricht in seinem Buch „Der, die, was?“ sogar von einem „Umlautneid“ und davon, dass Umlaute bewusst eingesetzt werden, um Aufmerksamkeit zu erregen. Belege dafür finden sich beispielsweise in der Eismarke „Häagen Dazs“, deren Benennung nach einem Kunstbegriff erfolgte und für die Konsumenten europäisch klingen sollte, und im „Heavy-Metal-Umlaut“ (oder englisch „röck dots“). Mit diesem speziellen Umlaut schmücken sich Heavy-Metal-Bands wie Motörhead, Mötley Crüe oder Lääz Rockit, um fremdartiger zu wirken.

 

Im Klammergriff

Die Satzklammer: Segen oder Fluch der deutschen Sprache? 

Eine der ganz besonderen Eigenarten des deutschen Satzes, ja der deutschen Sprache, ist die Satzklammer. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass zwei Teile eines Satzgliedes die anderen Teile des Satzes einschließen  (z.B. „Ich habe das Theaterstück vor zwei Wochen in einem kleinen Theater in Stuttgart gesehen.“). Nur wenige Sprachen fassen die Elemente des Satzes so sehr zu einer inhaltlichen Ganzheit zusammen wie die deutsche. Ein besonders schwieriges Beispiel einer Satzklammer, bei dem mehr als 60 Worte das Subjekt des Nebensatzes von seinem Prädikat trennen, stammt aus Heinrich von Kleists „Michael Kohlhaas“:

„Es traf sich, dass der Kurfürst von Sachsen auf die Einladung des Landdrosts, Grafen Aloysius von Kallheim, der damals and er Grenze von Sachsen beträchtliche Besitzungen hatte, in Gesellschaft des Kämmerers Herrn Kunz und seiner Gemahlin, der Dame Heloise, Tochter des Landdrosts und Schwester des Präsidenten, andrer glänzenden Herren und Damen, Jagdjunker und Hofherren, die dabei waren, nicht zu erwähnen, zu einem großen Hirschjagen, das man, um ihn zu erheitern, angestellt hatte, nach Dahme gereist war ...“ 

 

Vor- und Nachteile der Satzklammer

In der Tatsache, dass der Prozess der Informationsvermittlung lange offen und unbestimmt bleibt, weil die wichtigste Information, meist das Verb, ganz am Ende steht, liegen sowohl Vor- als auch Nachteile der Satzklammer begründet. Einerseits widmet der Leser/der Hörer dem ganzen Satz, bis zum Ende, seine Aufmerksamkeit.  Andererseits ist diese Art des Satzbaues anstrengender und unökonomischer als ein funktionsleichterer ausklammernder Stil, wie er in der gesprochenen Sprache häufig vorkommt.

Verwandlungskünstler

Die „Zaubertricks“ der deutschen Verben   

In kaum einer anderen Sprache sind die Verben derart wandlungsfähig wie im Deutschen. Bei ihren „Zaubertricks“ assistieren ihnen Vorsilben verschiedenster Art, die die Bedeutung des Grundverbs nicht selten gänzlich verändern. Mit ihrer Hilfe können Sachverhalte präziser ausgedrückt und eleganter formuliert werden. Es gibt Verben, die Verbindungen mit einem ganzen Heer von Vorsilben eingehen können und jedes Mal ändert sich die Bedeutung.

Besonders wandlungsfähige Verben

  1. gehen: Spontan fielen mir elf mögliche Vorsilben für das Verb gehen ein – mit einer Liste von Vorsilben wurden es bedeutend mehr (wahrscheinlich sind mir trotzdem einige Möglichkeiten entgangen [womit auch gleich eine Verbform mit „gehen“ verwendet wurde]): angehen, aufgehen, ausgehen, begehen, durchgehen, eingehen, einhergehen, entgegengehen, entgehen, ergehen, fortgehen, heimgehen, heruntergehen, hervorgehen, hinaufgehen, hinausgehen, hineingehen, hintergehen, hinuntergehen, losgehen, mitgehen, nachgehen, niedergehen, übergehen, umgehen, umhergehen, untergehen, vergehen, vorbeigehen, vorgehen, weggehen, zergehen, zugehen, zurückgehen 
  2. fallen: Nicht so vielseitig wie gehen, aber dennoch beeindruckend: abfallen, anfallen, auffallen, ausfallen, befallen, durchfallen, entfallen, gefallen, hinfallen, herunterfallen, hinausfallen, hinunterfallen, missfallen, niederfallen, überfallen, umfallen, verfallen, vorfallen, zerfallen, zufallen, zurückfallen, zusammenfallen
  3. stehen: abstehen, anstehen, aufstehen, ausstehen, beisammenstehen, beistehen, bereitstehen, bestehen, dastehen, einstehen, entstehen, erstehen, gestehen, hervorstehen, herumstehen, missverstehen, nachstehen, verstehen, vorstehen, wegstehen, zurückstehen, zustehen

 

Damit aber noch nicht genug der Bedeutungsvielfalt: viele dieser Wörter haben nicht nur eine, sondern zwei oder mehrere Bedeutung. So kann beispielsweise untergehen im Sinne von „das Schiff geht unter“, „die Sonne geht unter“ als auch im Sinne von „er hatte das Gefühl, in der Menge unterzugehen“ gebraucht werden. Ähnlich verhält es sich mit vorgehen, das wie in „Lass mich bei dieser gefährlichen Tour vorgehen!“ oder wie in „Die Gesundheit muss vorgehen“ gebraucht werden kann.

Falls Ihnen noch weitere besonders „trickreiche“ Verben einfallen, freue ich mich über Ihre Vorschläge!