Wahl zwischen Skylla und Charybdis

Die Odyssee in der Sprache des 21. Jahrhunderts  

Nach dem Ende des trojanischen Krieges fuhren die siegreichen griechischen Helden in die Heimat zurück. Die meisten erreichten ihr Ziel bald, aber Odysseus hatte eine lange Reise vor sich – eine Odyssee im wahrsten Sinn des Wortes.

Der Begriff „Odyssee“ wurde im 19. Jahrhundert in seiner ursprünglichen Bedeutung einer „langen und abenteuerlichen Irrfahrt“ übernommen und noch heute verwendet. Odysseus‘ Irrfahrt dauerte zehn Jahre. Acht davon verbrachte er in den Grotten von Zauberinnen und Nymphen und während der beiden anderen Jahre bestand er so manch gefährliches Abenteuer. Zwei davon haben ihre sprachlichen Spuren hinterlassen:

1. Sirenen:

Wir kennen Sirenen seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts als Alarm- und Signaleinrichtung mit an- und abschwellenden Tönen, die bei Gefahr ertönt und die Bevölkerung warnen soll. Das läuft der Herkunft des Wortes zuwider, denn es waren die Sirenen selbst, von denen in der griechischen Mythologie die Gefahr ausging. Die Sirenen waren Frauen mit Vogelleibern, die Seeleute durch ihren betörend schönen Gesang anlockten, um ihnen das Blut auszusaugen und sie so zu töten. Odysseus fuhr an ihrer Insel vorbei: an den Mast gefesselt hörte er ihren Gesang und überlebte, weil die Fesseln ihn daran hinderten, sich ihnen zu nähern.

2. Wahl zwischen Skylla und Charybdis:

Wer die Wahl zwischen Skylla und Charybdis hat, steht vor keiner erfreulichen und schon gar nicht vor einer leichten Entscheidung, denn beide Möglichkeiten bergen Ungeheuer: Skylla war in der griechischen Mythologie eine in ein Monster verwandelte Nymphe mit sechs Köpfen, einer dreifachen Reihe Zähne in jedem Maul und zwölf Füßen. Ihre Höhle befand sich gegenüber dem tödlichen Strudel der Charybdis, ebenfalls ein Ungeheuer, in der Meerenge von Messina.Wie man sieht, sind beide Alternativen äußerst abschreckend. Odysseus entschied sich übrigens bei der ersten Fahrt durch die Meerenge dafür, näher an Skylla vorbeizufahren und verlor viele seiner Gefährten. Weil er ein besonderer Pechvogel war, musste er ein zweites Mal die Meerenge passieren und lernte auch die zweite Alternative, Charybdis, kennen.

 

Standesgemäße Todesarten

Wortspielereien zu den letzten Dingen 

Das Deutsche kennt unzählige bildhafte Ausdrücke zum Thema „sterben“. Im Folgenden findet sich eine Reihe von Wortspielereien, die sich mit den letzten Dingen verschiedener Berufsgruppen beschäftigen. Viel Spaß dabei!  

  1. Der Gärtner beißt ins Gras.
  2. Der Kellner gibt den Löffel ab.
  3. Der Turner verreckt.
  4. Den Elektriker trifft der Schlag.
  5. Der Schaffner liegt in den letzten Zügen.
  6. Der Zahnarzt hinterlässt eine schmerzliche Lücke.
  7. Der Gemüsehändler schaut sich die Radieschen von unten an.
  8. Der Fechter springt über die Klinge.
  9. Die Putzfrau kehrt nie wieder.
  10. Der Anwalt steht vor dem Jüngsten Gericht.
  11. Der Autohändler kommt unter die Räder.
  12. Der Förster geht in die ewigen Jagdgründe ein.
  13. Der Rabbi geht über den Jordan.
  14. Der Optiker schließt für immer die Augen.
  15. Der Eremit wird heimgerufen.
  16. Der Tenor hört die Englein singen.
  17. Der Marathonläufer wird mit den Füßen zuerst herausgetragen.

 

Die Last aller Welten

Atlas: Titan, Träger, Gebirge, Ozean, Kartenwerk

 

Der Titan Atlas, dessen Name „Träger, Dulder“ bedeutet, war in der antiken Mythologie dafür zuständig, das Himmelsgewölbe auf seinen Schultern zu tragen.

Außerdem kommen ihm sprachlich noch weitere Aufgaben zu – kaum ein anderer Name aus der griechischen Mythologie wird so vielfältig verwendet:

 
  1. Gebirge in Nordwestafrika (dort soll Atlas versteinert worden sein!)
  2. Atlantischer Ozean/Atlantik: In der antiken Vorstellung war Atlas mit seiner Aufgabe im äußersten Westen der Welt „stationiert“, weswegen die Griechen das Meer an der Westküste Afrikas „atlantisches Meer“ nannten.  
  3. Zuletzt steht sein Name für Kartenwerke der Geographie – zum ersten Mal verwendete ihn der Geograph Kremer 1595 für sein kartographisches Werk.

 

Als Paris den Zankapfel warf

Vom Beginn des trojanischen Krieges  

Der trojanische Krieg wurde durch die erste überlieferte Miss-Wahl der Menschheitsgeschichte ausgelöst, bei der zwei der drei Teilnehmerinnen richtig schlechte Verliererinnen waren und sowohl der Siegerin als auch dem einzigen Jury-Mitglied grollten. Beim einzigen Jury-Mitglied handelte es sich um den jungen trojanischen Prinzen Paris und bei seiner Entscheidung um das legendäre „Paris-Urteil“. Dieses Urteil, das in unseren Wortschatz aufgenommen worden ist, wurde wegen eines Zankapfels im eigentlichen Sinn des Wortes nötig.  

Heute gebrauchen wir den Ausdruck „der Zankapfel sein“ für einen Anlass zum Streit bzw. für den Gegenstand einer Auseinandersetzung. Im Mythos handelte es sich tatsächlich um einen Apfel: um einen goldenen Apfel mit der Aufschrift „Für die Schönste“, den Eris, die Göttin der Zwietracht, beleidigt unter die göttlichen Gäste einer Hochzeit warf, zu der sie (aus gutem Grund!) nicht eingeladen war. Die drei mächtigsten Göttinnen Hera, Athene und Aphrodite zankten sich um den Apfel und so kam es, dass Paris urteilen und den Zankapfel werfen musste – nicht ahnend, welche verheerenden Folgen sein Urteil haben würde.  

Zwei interessante Details aus anderen Disziplinen:

  • Der größte bekannte Zwergplanet, der 2005 entdeckt wurde und einen Streit über Plutos Status eines Planeten auslöste, wurde passenderweise „Eris“ genannt.
  • Die Einbeere, lat. „Paris quadrifolia“, hat ihren Namen vom Paris-Urteil: ein Mensch (Paris), eine Blüte/eine Beere, wird von vier Gottheiten (Hermes, Hera, Athene, Aphrodite), von vier Blättern, umgeben.

Die Angst, die der Gott Pan hervorruft

Panischer Schrecken

„Panik“, „panischer Schrecken“, „in Panik geraten“, „jemanden in Panik versetzen“, „panische Angst“, „Panik erzeugen“ – all diese Redewendungen hängen mit dem griechischen Gott Pan, dem Erfinder der Panflöte, zusammen.

Das Substantiv „Panik“ wurde erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts von der französischen Bildung „panique“ entlehnt, das auf das lateinische „panicus“ und das griechische „panikòs(= dem Pan eigen, von Pan ausgehend) zurückgeht. „Panik“ bezeichnet eine plötzlich auftretende, oft grundlose Furcht, in die Menschen durchaus auch bewusst versetzt werden können.

Die Bedeutung kann wie das Wort selbst auf die antike Mythologie zurückgeführt werden: Der Gott Pan wurde stets als Walddämon mit Hörnern und Bocksfüßen dargestellt und beeinflusste damit die christlichen Teufelsvorstellungen. In der Antike hielt man seine plötzliche und unsichtbare Nähe für den Grund von unerklärlichem Fluchtverhalten bei Mensch und Tier. Zudem wird ihm nachgesagt, dass er nicht selten den Ausgang eines Krieges beeinflusste, indem er in Kriegslagern Panik auslöste.

 

Der trojanische Krieg im deutschen Wortschatz

Sind Sie Trojaner und haben Sie Griechen zu Besuch? – Hoffentlich nicht!   

Es gibt eine ganze Reihe von Wörtern und Redewendungen, die ihren Weg aus der antiken Mythologie in unseren modernen Wortschatz gefunden haben. Ausdrücke wie „Ödipuskomplex“, „Achillesferse“ oder „trojanisches Pferd“ sind die berühmtesten Vertreter aus dieser Gruppe. Letzteres wird in Bezug auf besonders tückische Computerviren häufig mit „Trojaner“ abgekürzt, was eine äußerst ungelungene Verkürzung darstellt: Die Trojaner waren schließlich die Leidtragendenden des Pferdes, in dem die Griechen bis zu den Zähnen bewaffnet saßen. Somit könnte man sich selbst als Trojaner bezeichnen, wenn man Opfer eines solchen Computervirus wird. Und wenn jener schon eine Abkürzung braucht, scheint wohl „Grieche“ am geeignetsten. Der trojanische Krieg führt uns auch schon zum nächsten gebräuchlichen Ausdruck, den die griechische Mythologie geprägt hat, zum Danaergeschenk.

Danaergeschenke 

„Quidquid id est, timeo Danaos et dona ferentes“, ruft der Priester Laokoon, bevor Poseidons Schlangen ihn und seine Söhne töten: „Was es auch sei, ich fürchte die Danaer (= die Griechen), selbst wenn sie Geschenke bringen!“ Laokoon meinte mit dem Geschenk der Danaer das hölzerne Pferd, das die Griechen nach ihrem vermeintlichen Abzug vor den Mauern Trojas zurückgelassen hatten. Die Trojaner brachten das Pferd entgegen der Empfehlungen von Laokoon und der Königstochter Kassandra in die Stadt und besiegelten damit ihren Untergang.

Kassandrarufe   

Damit sind wir bei den Kassandrarufen angelangt. Kassandra spielt eine tragische Rolle im Mythos um den Fall der Stadt Troja. Sie war vom Gott Apollon in der Kunst der Weissagung geschult und später dazu verdammt worden, die Zukunft immer richtig zu prophezeien und doch nie Gehör zu finden und das kommende Unheil nicht abwenden zu können. Und genau diese Bedeutung haben die Kassandrarufe noch heute: sie meinen eine zutreffende, aber vergebliche Warnung vor drohender Gefahr.

 Wie der trojanische Krieg begann und welche sprachlichen Zeugen daraus die Zeit überdauerten, können Sie bald im Wunderland Deutsch nachlesen. 

Mythos und Sprache

Die neue Reihe im Wunderland Deutsch 

Mit dem März-Artikel endete die zwölfteilige Reihe des Wunderlandes Deutsch über die deutschen Monatsnamen und deren Herkunft und Vorfahren.

Aus diesem Grund wird eine neue Rubrik ins Leben gerufen: „Mythos und Sprache“.

Sie widmet sich den Wörtern und Redewendungen, die die Zeit überdauerten und ihren Weg aus der antiken Mythologie in unseren modernen Sprachgebrauch fanden.

Mit „Achillesferse“, „Argusaugen“, „Sirenen“ und „Fass ohne Boden“ seien nur einige wenige erwähnt - genaueres folgt in den einzelnen Artikeln.

März

Der Monat des Kriegsgottes

Unser dritter Monat ist dem römischen Kriegsgott Mars geweiht und ist vom lat. (mensis) Martius entlehnt. Im altrömischen Kalender war der März ursprünglich der erste Monat, woraus sich auch die Namen der Monate September (lat. septem = sieben) bis Dezember (lat. decem = zehn) ableiten.

Die lateinische Bezeichnung des dritten Monats löste die alten deutschen Namen Lenzing bzw. Lenzmond ab. Das Wort „Lenz“ steht in enger verwandtschaftlicher Beziehung zum Adjektiv „lang“ und nimmt damit auf die länger werdenden Tage Bezug.

 

Februar

Monat der Reinigung

Der Name des kürzesten Monats des Jahres stammt von lat. (mensis) Februarius (lat. „februare“ = „reinigen“). Der Name „Reinigungsmonat“ erklärt sich durch die Sühne- und Reinigungsriten, die die Römer in diesem Monat durchführten (nach dem altrömischen Kalender war der Februar der letzte Monat des Jahres).  

Unser Name für den zweiten Monat trat ab dem 15. Jahrhundert als Konkurrenz zum deutschen Namen „Hornung“ auf, der heute noch in einigen Gebieten verwendet wird. Wahrscheinlich stammt der Name von einer Abstraktbildung zu „Horn“ und ist wohl als Sammlung von Geweih- und Gehörnstangen zu verstehen, die das Rotwild im Februar abwirft.

 

... die Flammenschrift an der Wand ...

Menetekel – Vorzeichen drohenden Unheils 

„Ein Menetekel aufrichten“ – eine unheilsträchtige Redensart, die Blut gefrieren lässt und kalte Schauer über den Rücken jagt: Als Menetekel wird eine unheilverkündende Warnung, ein Mahnruf, bezeichnet.  

König Belsazar 

Die Herkunft des Wortes begründet seinen unheimlichen Charakter. Es stammt aus dem Buch Daniel des Alten Testaments, in dem ein Gastmahl des babylonischen Königs Belsazar geschildert wird. Während des Gelages erscheint eine geisterhafte Schrift auf einer Wand des Festsaales: „mene, mene tequel ufarsin“. Der König lässt seine Schriftgelehrten holen, die den Text aber nicht übersetzen können. Erst der Prophet Daniel deutet den Text als Zeichen des nahenden Unterganges des babylonischen Reiches: „Er (Gott) hat (dein Reich) gezählt ... gewogen ... zerteilt.“ In derselben Nacht wird Belsazar ermordet und das Reich den Medern und Persern übergeben. 

Heinrich Heines „Belsazar“ 

Heinrich Heine widmet dieser Begebenheit im alten Babylon seine Ballade „Belsazar“. Hier der Auszug, in dem das Menetekel an der Wand erscheint: 

„Das gellende Lachen verstummte zumal;
Es wurde leichenstill im Saal.
Und sieh! Und sieh! An weißer Wand
Da kam’s hervor wie Menschenhand;
Und schrieb, und schrieb an weißer Wand
Buchstaben von Feuer, und schrieb und schwand.
...
Die Magier kamen, doch keiner verstand
zu deuten die Flammenschrift an der Wand.
Belsazar ward aber in selbiger Nacht
Von seinen Knechten umgebracht."

Dezember

Der vierte absurde Monatsname 

Ebenso wie die drei vorangehenden Monatsnamen stellt der Name unseres zwölften Monats eine kleine Absurdität dar: Wörtlich aus dem Lateinischen übersetzt („mensis december“) bedeutet „Dezember“ „der zehnte Monat“.

Für diese Bezeichnung gab man zahlreiche treffendere Namen auf: Im Althochdeutschen war „heiligmanod“ („Heiligmonat“) gebräuchlich, das im 15. Jahrhundert durch „Christmonat“ (Bezug nehmend auf das Christfest (Weihnachten)) verdrängt wurde. Andere ältere Bezeichnungen für den heutigen Dezember waren „Winter-, Hart-, Schlacht-, oder Wolfmonat“.

 

November

Warum unser 11. Monat „neunter Monat“ heißt 

Wie schon die Monatsnamen „September“ und „Oktober“ hat der Name unseres elfen Monats das Potenzial, Verwirrung zu stiften. Denn obwohl er den elften Monat bezeichnet, heißt er „November“, was aus einer Ableitung von lat. „novem“ – neun – hervorgegangen ist. Demnach heißt unser elfter Monat also „neunter Monat“. Das hängt – wie bereits bei den anderen beiden Monatsnamen erwähnt – mit der römischen Kalenderreform zusammen, die kurzerhand den Jahresbeginn um zwei Monate vorverlegte. 

Alles in allem hätte man sich im 10. Jahrhundert wohl besser überlegen sollen, ob man den schönen Namen „Herbstmonat“ gegen „November“ eintauscht.

Oktober

Er hätte auch „Domitianus“ heißen können … 

Da der Oktober im altrömischen Kalender der achte Monat war, blieb der Name (lat. „octo“ = „acht“) auch nach der Kalenderreform für den nunmehrigen zehnten Monat erhalten. Für kurze Zeit benannte der Kaiser Domitian den zehnten Monat in „Domitianus“ um, was sich zum Glück nicht durchsetzte.

Im Althochdeutschen hieß der Monat „windumemanoth“, „Weinlesemonat“, was auf den Beginn der Weinlese hinweist. Ein anderer deutscher Name war „Gilbhart“, mit dem das Vergilben des Laubes gemeint war.

Andere Namen für den zehnten Monat: Weinlesemonat, Weinmonat, Dachsmonat

 

September

Kaiser Tiberius sei Dank! 

Als der römische Senat dem Nachfolger von Augustus, Kaiser Tiberius, anbot, ihm wie zuvor Cäsar und Augustus einen Monat im Jahr zu widmen, lehnte dieser dankend mit der Frage ab, was dann mit dem 13. Cäsar sei. Seine Nachfolger teilten seine Bescheidenheit nicht und so erlebte der Monat während der römischen Kaiserzeit Umbenennungen in „Germanicus“, „Antoninus“, „Tacitus“ und „Herculeus“, die sich allesamt nicht als besonders beständig herausstellten.

 

Deshalb heißt unser neunter Monat „September“, was von lat. „septem“ = „sieben“ stammt und somit eine sprachliche Kuriosität darstellt (genauso wie die bis zum Jahresende folgenden Monate). Die Erklärung liegt in der Kalenderreform von 153 v. Chr., als der Jahresbeginn um zwei Monate vorverlegt wurde.

Der Begriff „September“ verdrängte im Laufe der Zeit die im deutschsprachigen Raum üblichen Monatsnamen „Holzmonat“ (ahd. „witumanot“) und „Herbstmonat“ (mhd. „herbistmanot“). 

Andere Namen für den neunten Monat: Scheiding, Herbstmond, Herbsting, Holzmonat, Engelmonat

August

Ein Monatsname für den Kaiser  

Ursprünglich war der August im römischen Kalender der sechste Monat des Jahres und hieß dementsprechend „Sextilis“ (lat. sex = sechs). Zu Ehren von Kaiser Oktavian, dessen Beiname Augustus war, wurde der Monatsname geändert und hieß fortan „August“. „Augustus“ kann als „der Heilige“, „der Erhabene“, „der Erlauchte“ übersetzt werden.

Es gibt zwar den ahd. Ausdruck „ougusto“ und das mhd. Wort „ougest“, durchgesetzt hat sich „August“ gegen den deutschen Begriff „Erntemonat“ aber erst im 16. Jahrhundert. Andere Namen für den achten Monat: Erntemonat, Ährenmonat, Sichelmonat, Ernting

Juli

Als der fünfte Monat plötzlich zum siebten wurde 

Im altrömischen Kalender begann das Jahr am 1. März. Demnach war der Juli der fünfte Monat und hieß bis zur julianischen Kalenderreform von Julius Cäsar (mensis) Quintilis (von lat. quintus = fünf; „fünfter Monat“). Die Kalenderreform sah vor, dass das Jahr mit dem 1. Januar beginnen sollte und der nun siebte Monat wurde zu Ehren Cäsars in (mensis) Iulius umbenannt. Die Genitivform Iulii setzte sich im 16. Jahrhundert gegen die alte deutsche Monatsbezeichnung „Heumonat“ durch.

Andere Namen für den siebten Monat: Heumonat, Bärenmonat, Honigmonat

Juni

Junos Genitiv 

Unser sechster Monatsname, Juni, geht auf die lat. Bezeichnung (mensis) Iunius zurück: „der Göttin Juno geweiht“. Im Laufe des 16. Jahrhunderts löste „Juni“ den alten deutschen Monatsnamen „Brachmonat“ ab, der davon zeugt, dass in der mittelalterlichen Dreifelderwirtschaft in diesem Monat die Bearbeitung der Brache begann. Die heute gebräuchliche Form entwickelte sich aus dem lateinischen Genitiv Iunii. 

Andere Namen für den sechsten Monat: Brachmonat, Rosenmonat

 

 

Mai

Von Wonnen und Weiden 

Unser Wort „Mai“ (ahd. meio, mhd. meie) als Bezeichnung für den fünfen Monat des Gregorianischen Kalenders stammt vom lateinischen Wort (mensis) Maius ab, das auf den altitalischen Gott Maius, den Gott des Frühlings und den Beschützer des Wachstums zurückzuführen ist. 

Andere Namen für den fünften Monat: Blumenmonat, Wonnemonat (vom ahd. Wort wunnimanot, das eigentlich „Weidemonat“ bedeutet und darauf hinweist, dass im Mai das Vieh wieder auf die Weide getrieben werden kann).

April

Die sprachlichen Launen des vierten Monats 

Unser heutiger Name für den vierten Monat im Jahr setzte sich erst im 18./19. Jahrhundert endgültig gegen das ältere einheimische Wort „Ostermonat“ (ahd. ostarmanod, mhd. ostermanot) durch. „April“ (ahd. abrello, mhd. abrille) stammt vom lateinischen Wort „Aprilis“, dessen Herkunft nicht sicher geklärt ist. Eine mögliche Erklärung wäre der Bezug zu lat. „aperire“ = öffnen, das thematisch mit dem Frühling und der sprießenden Natur in Verbindung gebracht werden kann. 

Andere Namen für den vierten Monat: Ostermonat, Wandelmonat, Launing

Monatsnamen

Woher die Namen unserer Monate stammen

Wir gebrauchen sie fast täglich, die Namen unserer zwölf Monate. Doch was bedeuten unsere Monatsnamen und woher stammen sie? Das Wunderland Deutsch widmet sich ein Jahr lang dieser Frage und monatlich wird ein Artikel zur Etymologie der Monatsnamen erscheinen.

Vorwegnehmend kann auf den römischen Einfluss der heute gebräuchlichen Namen verwiesen werden, die die alten deutschen Bezeichnungen im Laufe der Zeit verdrängten.